Sonntag, 12. Januar 2014

Göteborg verliert seine Seele

Göteborg hat noch einige Gebiete, die an das „alte Göteborg“ erinnern und von Reisejournalisten aus der ganzen Welt als die Gebiete mit Seele beschrieben werden, weil hier die Kreativität am stärksten ist, auch Normalverdiener noch eine Wohnung haben und man in jedem Café sofort Kontakt bekommt, ein Stadtteil, dem bisher der Sprung in die Zukunft erspart blieb, wo Künstler, Handwerker und Striptease nebeneinander existieren können ohne sich in irgendeiner Weise zu stören.


Eine dieser Oasen sind noch große Teile der vier Långgatorna, vier Parallelstraßen, entlang denen sich die Bewohner eher wie eine große Familie fühlen und in der Lage sind auch jährlich ein großes Straßenfest zu organisieren in denen auch Fremde die einladenden Hinterhöfe sehen und ein Gespräch über die Vergangenheit Göteborgs führen können. Wie aber in den 60er Jahren Haga, so hat der Stadtrat nun auch die Långgatorna gefunden und festgestellt, dass ein Stück Vergangenheit der Zukunft weichen muss.

Die ersten Häuser wurden bereits von den städtischen Unternehmen gekauft und das Bauamt der Stadt hat begonnen einen neuen Bebauungsplan für die vier Straßen zu entwickeln. Sehr viele der Häuser werden sehr bald neuen Bauten Platz machen, die es erlauben nicht nur mehr Personen auf der gleichen Fläche unterzubringen, sondern auch die Preise dem aktuellen Neubauniveau anzupassen. Jene, die heute an den vier Straßenzügen wohnen, werden bald an den Stadtrand gedrängt, damit die Zukunft auch hier einziehen kann. Reisejournalisten und Filmer werden dann jedoch kaum noch in die Gegend kommen, da die Seele verschwunden sein wird.

Copyright: Herbert Kårlin

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