Donnerstag, 25. September 2014

Die persönliche Meinung ungewünscht in Göteborg

Bei den vergangenen Kommunalwahlen erhielt Martin Wannholt mehr persönliche Stimmen als der lokale Vorsitzende der Moderaten, Jonas Ransgård, ein Zeichen dafür, dass die Bürger Göteborgs den Mut Wannholts schätzen und seine Kritik am geplanten Eisenbahntunnel auch ernst nehmen, denn schon lange glaubt niemand mehr an die etablierte politische Schicht der Stadt, die ohnehin nur leere Versprechen abgibt oder zu manchen Themen ganz schweigt um im Verborgenen arbeiten zu können.

Wer nun jedoch denkt, dass Martin Wannholt auch bei seinen politischen Freunden ein Umdenken herbeiführte, täuscht sich, denn der vermutlich zur Zeit beliebteste Moderat in Göteborg ist ein Schandfleck der Partei und des Stadtrats geworden den man gerne loswerden will. Auf Grund dieser persönlichen Wahl Wannholts zur Selbstkritik zu greifen und die Zivilcourage eines Politikers zu loben, ist nach Göteborger Geist unmöglich, obwohl die Bürger genau das erhoffen von ihren gewählten Politikern.

Und wer glaubt, dass Martin Wannholt seine Beliebtheit in der Partei ausnützen will, täuscht sich ebenfalls, denn er will keine Sekunde zum Führer der Partei werden, da er Ransgård in diesem Punkt für weitaus kompetenter hält. Das Verhalten der politischen Führungsschicht gibt jedoch ein deutliches Signal, das besagt, dass man einen Plan der 80er Jahre nicht kritisieren darf und ein unsinniges Projekt auch durchgeführt werden muss ohne andere Möglichkeiten zu prüfen und ohne eine Sekunde lang zur Selbstkritik zu greifen. Und dieses Projekt ist sogar blockübergreifend für gut geheißen worden, selbst wenn die Stadt dadurch zehn Jahre lang zu einer der größten Baustellen Europas wird und kaum Touristen anziehen kann.

Copyright: Herbert Kårlin

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