Samstag, 12. Juli 2014

Studieren ohne Wohnung in Göteborg

Die Wohnungsnot für Studenten steigt in Göteborg mit jedem Studienjahr weiter an. Wenn nun im Herbst das neue Studienjahr beginnt, so gibt es rund 80.000 Studentenwohnungen, allerdings für etwa 350.000 eingeschriebene Studenten, die irgendwo wohnen wollen, was für so manchen damit endet, dass er oder sie auf den Studienplatz verzichtet und damit auch nie im gewünschten Beruf arbeiten kann. Wie viele Studenten jedes Jahr mit diesem Problem leben müssen, ist unbekannt.

Für 270.000 Studenten in Göteborg bedeutet dieser akute und steigende Mangel an Studentenwohnungen, dass sie bei einem Freund oder einer Freundin auf einer Matratze am Boden schlafen müssen, von einer Untermiete zur anderen kommen, auf Campingplätzen schlafen oder einem Verwandten unter Umständen auf die Nerven gehen. Nur jene Studenten können im Herbst beruhigt nach Göteborg kommen, die sich bereits vor fünf Jahren auf die Warteliste für eine Studentenwohnung eingeschrieben haben.

Die Stadt Göteborg will seit Jahrem von diesem steigenden Problem kaum etwas wissen, obwohl man dort selbstverständlich die Ausweitung der Universitäten herbeisehnt und in Studenten die wirtschaftliche Zukunft der Stadt sieht. In den Augen des Stadtrates baute man vor Jahren bereits genügend Studentenwohnungen und die Anzahl der jährlichen Studenten ist schliesslich auch nicht messbar. Der wahre Grund ist jedoch, dass man mit Studenten nicht das grosse Geld verdienen kann und der Bau von Studentenheimen der Stadt kaum Prestige für die kommende 400-Jahrfeier verleihen kann.

Copyright: Herbert Kårlin

Dienstag, 8. Juli 2014

Vorerst keine Sechs-Stunden-Arbeitstage in Schweden

Göteborg hatte zum Herbst des Jahres einem Teil der kommunal Angestellten die Möglichkeit geboten satt 40 Stunden die Woche nur noch 30 Stunden zu arbeiten, bei gleichem Gehalt selbstverständlich. Nach einer Testphase sollte dieses Modell dann weitgehend auf sämtliche Angestellte der Stadt übertragen werden, ein Versprechen, das wieder einmal etwas voreilig gegeben wurde, denn im Herbst wird weiterhin die 40-Stunden-Woche für alle Vollzeitangestellten gelten.

Als Ursache gilt die optimistische Denkweise Göteborgs, wie sich nun zeigt, denn selbst wenn das Projekt, das rechtzeitig zu den Kommunalwahlen im September des Jahres vorgesehen war, tatsächlich umgesetzt werden sollte, so wird dies frühestens im Laufe des Jahres 2015 geschehen, da man auch in Göteborg nicht einfach entscheiden kann, sondern die offiziellen administrativen Wege einhalten muss, eine Kleinigkeit, die man in der westschwedischen Stadt immer wieder vergisst.

Um das Projekt der 30-Stunden-Woche in einen Erfolg zu verwandeln, benötigt man auch eine Person, die das gesamt Projekt überwachen und dieses auswerten kann. Um eine solche Fachkraft rekrutieren zu können, ist eine öffentliche Ausschreibung vorgesehen, selbst wenn man bereits eine bestimmte Person im Auge hat. Hinzu muss man die Zeit rechnen in der eine Entscheidung des Stadtrates, also der Arbeitsvertrag, noch angefochten werden kann, ein Verfahren, das sich auch über Monate erstrecken kann. Man kann sich natürlich auch die Frage stellen, ob die rot-grüne Führung der Stadt mit dem Projekt nur ein Wahlversprechen in die Wege leiten wollte, denn die Idee der 30-Stunden-Woche hat sich mittlerweile bereits gefestigt und international Aufmerksamkeit erregt, unabhängig davon wie ernst gemeint das Projekt ist.

Copyright: Herbert Kårlin

Visit Göteborg!

Montag, 7. Juli 2014

Kaum neue Arbeitsplätze in Göteborg

Während der Mangel an Büroräumen bereits eine Bremse für neue Firmen in Göteborg ist und die Stadt eines der schwedischen Schlusslichter in der Entwicklung und Förderung von Neuunternehmern ist, zeigt sich  nun zudem, dass die bestehenden Unternehmen im gesamten Västra Götaland die Zukunft des Arbeitsmarkts eher schwarz sehen und eher mit dem Abbau von Personal rechnen als dass sie einen Bedarf an mehr Arbeitskräften sehen würden.

Während landesweit die Mehrheit aller Arbeitgeber einen Aufschwung sehen und davon überzeugt sind, dass sie in den kommenden drei Monaten zusätzliches Personal benötigen, macht sich in Göteborg und dem Västra Götaland ein Pessimismus breit, denn 55 Prozent der Arbeitgeber sind fest davon überzeugt, dass sie in den kommenden drei Monaten Personal entlassen müssen um ihr Unternehmen rentabel weiterführen zu können.

Der Pessimismus im Västra Götaland betrifft sowohl Industrieunternehmen als auch Dienstleistungsunternehmen und öffentliche Arbeitgeber, Bereiche, die man in Stockholm und dem Rest des Landes, von Halland abgesehen, positiv sieht. Nach dem Personalvermittler Manpower, der für die Studie zeichnet, beruht die pessimistische Einstellung in Westschweden auf der Tatsache, dass man in der Autoindustrie weiterhin Rationalisierungsmaßnahmen angeht, die mit der Einsparung von Personal zusammenhängen und sich diese Probleme auf die Meinung der gesamte Unternehmerwelt überträgt.

Copyright: Herbert Kårlin

Way Out West, Musik in Göteborg Göteborger Kulturfestival 2013

Sonntag, 6. Juli 2014

Gleichstellung stagniert in Göteborg

Auch wenn Göteborg seit Jahren ständig von der Gleichstellung städtischer Angestellten spricht und Prognosen aufstellt nach denen man glauben könnte, dass es sich nur um wenige Jahre bis zur endgültigen Gleichstellung der Geschlechter handeln kann, stellt die Gewerkschaft Kommunal bei einer neuen Studie fest, dass es sich seit Jahren nur noch um leere Worte ohne jede Handlung und Änderung handelt.

Genau genommen kam selbst die Industrie mittlerweile mit der Gleichstellung von Mann und Frau im Berufsleben weiter als Göteborg, denn selbst man man alle Zahlen bereinigt und nur städtische Vollzeitbeschäftigte Männer und Frauen vergleicht und von der gleichen Qualifikation und der gleichen Verantwortung spricht, so bezahlt Göteborg Männern pro Monat einige Tausend Kronen als Frauen und versucht diese Fehlentscheidung auch noch zu rechtfertigen.

Nach der Gewerkschaft der Angestellten des Öffentlichen Dienstes steht jede Bewegung zur männlichen und weiblichen Gleichstellung in Göteborg seit Jahren still, was eindeutig auf einen fehlenden Willen der Verantwortlichen hinweist. Bei einer tieferen Betrachtung stellt man auch fest, dass Frauen, vor allem im Pflegebereich, nicht nur mit Mindestlöhnen abgespeist werden, sondern zudem oft in Teilzeitverträge gedrängt werden , die ihnen kaum eine Zukunft bieten können.

Copyright: Herbert Kårlin

Samstag, 5. Juli 2014

Rollende Zahnärzte in Göteborg und dem Västra Götaland

Vor allem zwei Gruppen an Personen sind in Schweden teilweise sehr schwer oder nur mit einem größeren Aufwand in die Praxen der Zahnärzte zu bringen, obwohl gerade diese beiden Gruppen die Zahnpflege, wenn auch aus sehr unterschiedlichen Gründen, am Nötigsten haben, nämlich Schulkinder und ältere Personen, die Gehschwierigkeiten haben, in Heimen untergebracht sind oder über keinerlei Verkehrsmittel in nächster Nähe verfügen.

Im nordöstlichen Göteborg hatte man dieses Problem bisher mit einem voll als Praxis eingerichteten Zahnarztbus gelöst, der sich in einem beschränkten Radius zu den Patienten bewegen konnte. Als dieser Bus dann jedoch zu alt wurde, entschloss sich nun die Region Västra Götaland statt einem dieser Busse gleich zwei neue rollende Praxen anzuschaffen. Bereits ab kommendem Herbst wird daher die zahnärztliche Versorgung im Raum Göteborg für zwei wichtige Gruppen bedeutend verbessert werden.

Die Zahnarztbusse haben natürlich zudem den Vorteil, dass sie nicht nur zu Schulen oder Altersheimen fahren können, sondern sich vollkommen frei bewegen können. Gegenwärtig steht, zum Beispiel, einer der beiden neuen Busse auf Heden wo die Zahnärzte den Teilnehmern des Partille Cup bei Zahnproblemen jeder Art zu Hilfe kommen können. Nach Aussagen der Journalisten von Sveriges Radio erwägt die Region in naher Zukunft auch einen dritten Bus in eine Zahnarztpraxis zu verwandeln, der dann nicht mehr auf Göteborg beschränkt sein wird, sondern durch die gesamte Region rollen wird.

Copyright: Herbert Kårlin

Freitag, 4. Juli 2014

Schwedischer Ministerpräsident greift Göteborg an

Um den Ruf der Sozialdemokraten in die Tiefe zu ziehen, holte gestern der schwedische Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt zu einem Tiefschlag gegen die linke Regierung Göteborgs aus, mit Beispielen, die auch die politische Führung Göteborgs nicht abschwächen kann, da sich die Stadt mit dem Versuch ein Prestigeobjekt nach dem anderen zu realisieren, nicht mehr um die tatsächliche Führung der Stadt kümmert und die Bürger nur noch vor vollendete Tatsachen stellt, was jeder demokratischen Idee widerspricht.

Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt wies in Almedalen darauf hin, dass die Leistungen der Schüler Göteborgs unter dem schwedischen Durchschnitt liegt und die Schulen daher, nach dem Verband der Lehrer, auf Platz 245 von 290 liegen, dass das Klima für Unternehmen in den letzten sieben Jahren um 107 Plätze absackte, die Arbeitslosigkeit über dem schwedischen Durchschnitt zu finden ist, die Gruppen in Kindergärten überdurchschnittlich groß sind und die Segregation ebenfalls ansteigt. Nach Reinfeldt steht die Entwicklung in Göteborg unter linker Führung still, obwohl hier ein enormes Potential zu finden ist.

Anneli Hulthén, die an der Spitze Göteborgs steht, kann zwar die Aussagen des Ministerpräsidenten nicht abschwächen, aber kritisiert Reinfeldt auf das Äußerste für seine Meinungsmache, die eines Ministerpräsidenten unwürdig ist. Um die Schuld von der Führung der Stadt abzuweisen, ging sie anschließend mit einem Kahlschlag auf ihre Wähler los und gab diesen die Verantwortung für die Misere, denn mit der Wahl der Sozialdemokraten, der Grünen und der Linken, würden diese schließlich die Politik der aktuellen Führungsschicht gutheißen, eine Aussage, die sie eventuell bei den kommenden Wahlen in Rechnung gestellt bekommt.

Copyright: Herbert Kårlin

Visit Göteborg!

Donnerstag, 3. Juli 2014

In zwei Stunden von Göteborg nach Stockholm

De politische Woche in Almedalen entwickelt sich mit jedem Tag mehr zu einem Forum in dem sich die politischen Parteien mit ihren Versprechen überbieten ohne zu überlegen ob auch nur eines der Versprechen gehalten werden kann und wie diese Versprechen finanziert werden können. Während früher oppositionelle Parteien kritisiert wurden um ihre leeren Worte aufzudecken, greifen dieses Jahre alle Parteien zum Diebstahl der früheren geäußerten Ideen der „Konkurrenten“.

So kommen die vier Parteien der aktuellen Regierungskoalition am Tag der Grünen mit einer ihrer grünen Satzungen und versprechen einen Hochgeschwindigkeitszug zwischen Göteborg und Stockholm und zwischen Malmö und Stockholm, eine Satzung, die die Kleinigkeit von 140 Milliarden Kronen kosten wird und die Reisenden vom Flugzeug zur Schiene locken soll., eine Satzung, die die Moderaterna (Moderaten) noch vor kurzem als Utopie der Sozialdemokraten (Socialdemokraterna) betrachteten.

Bei der Finanzierung des Projekts denkt die Regierungsallianz an eine neue Infrastruktursteuer, Einsparungen in anderen Bereichen und sie wirft vor allem einen Blick auf die Citymaut in Göteborg, obwohl diese Einnahmen für das Infrastrukturpaket der Stadt gedacht sind. Aber die Regierung muss natürlich bei ihrer Idee bereits einen Hintergedanken haben, dass nämlich die Citymaut in Göteborg und Stockholm angehoben werden kann und als Dauereinrichtung für künftige staatliche Projekte gedacht ist, eine Idee, die nun die Göteborger Politikern ihren Bürgern verkaufen müssen.

Copyright: Herbert Kårlin

Way Out West, Musik in Göteborg Göteborger Kulturfestival 2013

Mittwoch, 2. Juli 2014

Segregation in Göteborg im Gespräch

Obwohl die rot-grüne Regierung der Stadt Göteborg seit sie an der Macht ist verbal versichert, dass sie die Segregation abbauen will, so zeigt sich nun, dass selbst dieses Thema wenig ernst zu nehmen ist, sondern nur als Promotion gilt, denn statt eine offene Diskussion in Göteborg selbst zu führen, wird das Thema während der politischen Woche auf Gotland zu einem wichtigen Thema erhoben, weit entfernt von den Betroffenen.

In Almedalen diskutierten gestern Forscher, Politiker und professionelle Diskussionsführer während eines Seminars über die Möglichkeiten die Segregation in Göteborg abzubauen, denn immerhin zeigt sich in Göteborg selbst, dass die Lebenserwartung in gewissen Stadtteilen um neun Jahre kürzer ist als in privilegierten Stadtteilen. Wissenschaftlich und in Almedalen dürfte man indes kaum eine Lösung finden, auch wenn man sich allgemein darüber einig sein dürfte, dass ein Grundproblem in der Stadtplanung und dem mangelnden politischen Willen zu suchen ist.

In die Vororte werden vor allem Geringverdiener gedrängt, und Einwanderer aus nichteuropäischen Ländern. Die Infrastruktur dort lässt zu wünschen und es wird nichts dafür getan, dass sich dort eine Mischkultur entwickeln kann in der sich eine Gruppe mit unterschiedlichem Einkommen ansiedelt, wo gebildete und weniger gebildete Personen Seite an Seite leben. Solange man jedoch eine Ghettosituation in Göteborg schafft, muss man die Lösung nicht auf Gotland suchen, sondern politischen Willen in Göteborg selbst zeigen.

Copyright: Herbert Kårlin

Dienstag, 1. Juli 2014

Zeltlager für Roma werden in Göteborg zur Streitfrage

Nachdem die rot-grüne Regierung Göteborgs, in Zusammenarbeit mit der Svenska Kyrkan und den Hilfsorganisationen der Stadt, ermöglichte dass Roma ihre Wohnwagen und Zelte auf kirchlichen Parkplätzen aufstellen können und mit Toiletten und Müllcontainern für eine korrekte sanitäre Situation sorgen, greift die bürgerliche Opposition nun diesen Schritt stark an.


Nach dem Stadtrat Jonas Ransgård der Moderaterna führt diese Genehmigung nur dazu, dass diese Lager zu einer festen Einrichtung werden und die aktuellen Gruppen an Roma zum Bleiben auffordern. Als Dauereinrichtung werden, nach Ransgård, diese Lager zu einer starken Belastung für Göteborg, die unvorhergesehene Folgen nach sich ziehen kann. Nach den Moderaten (Moderaterna) haben die Heimatländer die Verantwortung für die in Göteborg bettelnden Roma zu tragen, was auch bedeutet, dass diese, notfalls zwangsweise, in die Heimat zurückgeschickt werden müssen, zumal das Leben in einem Zelt oder Wohnwagen kein integriertes Leben ermöglicht.

Nach den Sozialdemokraten (Socialdemokraterna)wird es mit den Roma keinerlei Probleme geben, da die Genehmigungen nur auf sechs Monate ausgestellt wurden, eine Zeitspanne, die man jedoch nur als symbolisch sehen kann, da man die neuen Lager wohl kaum im Winter räumen wird. Über ihre Zukunftspläne in Fragen der armen EU-Migranten aus Rumänien und Bulgarien, die nun einige Monate Sicherheit in Göteborg gefunden haben, sind die Sozialdemokraten allerdings sehr verschwiegen, wobei sie auch auf eine politische Entscheidung des Parlaments in Stockholm hoffen, die jedoch kaum noch vor den Wahlen im September fallen wird.

Copyright: Herbert Kårlin